Uls Kolumne

Das erste Mal

... Opas Mofa

Ein Junkie rennt den Rest seiner Drogenkarriere dem ersten Schuß hinterher. Genauer gesagt, dem einen Moment, in dem er der Mittelpunkt des Universums war - den er aber nie wieder erleben wird, egal wie viel von dem Zeug er sich reinballert. Mick Jagger ist nie wieder so high gewesen, wie das erste Mal, als nach dem Konzert 70 Jungfrauen auf ihn warteten. Heute trinkt er Tee und tritt noch ab und zu auf, weil er sonst nichts zu tun hat. Auch Räusche wiederholen sich nur als Farce.

Mein erstes Mal war mit elf Jahren auf dem Mofa meines Opas. Ich saß plötzlich auf etwas, das zwar Lenker und Pedale hatte, sich aber mit einem mühelosen Dreh am Gasgriff unvorstellbar beschleunigen ließ. Es gab keine Naturgesetze, ich war endlich ein Superheld und es war kein Traum. Später kam die KLE 125 von Cornelis. 15 Zweitakt PS und eine richtige Fußschaltung forderten alles und gaben noch mehr zurück. Irgendwann hatte ich dann den Führerschein und eine 38 PS starke Yamaha XS 400. OK, der Sohn vom Schlachtermeister fuhr eine 900er Kawa mit Bakker Rahmen, aber mit dem wollte schon im Kindergarten keiner spielen. Die meisten anderen Jungs waren auf RD oder GT 250 unterwegs, weil die billig und schnell waren. Eine offene XS mit Vollverkleidung war aber noch schneller. Schon bald hatte ich die schöne Gudrun hintendrauf, spürte ihre herrlichen Dinger im Rücken und es war Sommer. Wieder einige Jahre später saß ich mit halbvoller Hose in der Boxengasse von Zolder auf Romans brutaler GS 400 und musste raus auf die Strecke. Weil ich aber immer noch in einem Alter war, in dem man mehr Angst vor einer Blamage als vor dem Tod hat, kamen recht ordentliche Rundenzeiten heraus und die Rennerei fing sogar an, mir Spaß zu machen. Vor kurzem bin ich auf Axels ZZR mit über 300 auf dem Tacho die A1 runtergebügelt. Es war nie wieder so wie auf Opas Mofa.

Wir sind Junkies und rennen dem ersten Mal hinterher. Es braucht ein bisschen Zeit, bis wir akzeptieren können, dass es vergeblich ist. Ein paar der bedauernswerten Burschen, bei denen das nicht klappt, schrauben einen Turbo an ihre Hayabusa und drehen lustige Videos mit der örtlichen Polizei in einer Nebenrolle. Andere enden vollgekokst mit fünf ukrainischen Dienstleisterinnen in einem Hotelbett. Beides auf Dauer keine Lösung.

Nein, ich möchte weder Monogamie noch GS 500 predigen. Ein bisschen Spaß will ich schon noch haben. Ich mach mir einfach nur keinen unnötigen Streß mehr. Du kannst machen, was du willst. Aber sieh dich langsam schonmal nach einem Mofa für deine Enkel um.

eMail Ulf
eMail Ulf Penner