Motortuning Yamaha MT01 - Die Zweite

Vor einiger Zeit habe ich Bernds MT getunt. Damals ging es darum, die Spitzenleistung zu erhöhen und ihr das Drehen beizubringen. Nun ist eine drehfreudige MT 01 nicht unbedingt jedermanns Sache, aber Bernd hat das Ergebnis gefallen und ich habe den dicken V2 ins Herz geschlossen.

Jetzt ist nochmal eine gekommen.

Reiners MT war bis auf die Akrapovic-Dämpfer aus dem Yamaha Zubehörprogramm serienmäßig.



Ein bißchen überrascht hat mich allerdings, daß er sie ohne dB-Eater fuhr. Als wir den Motor für die Eingangsmessung angeschmissen haben, wackelten bei jedem Gasstoß die Wände der Werkstatt und ich machte mir ernsthaft Sorgen um die Fensterscheiben. Mit sowas fährst du in Bremen um keine drei Ecken, ohne die Kelle zu bekommen. Auch der Leistungsverlauf unterschied sich deutlich von dem einer serienmäßigen MT.
Leistungsdiagramm Yamaha MT01
Blau Serientopf/Rot offene Akras
(Alle Messungen wie immer auf Amerschläger p4 nach DIN an der Kupplung)
Im mittleren Bereich brachten die offenen Tüten ein schönes Plus. Unten und oben einen deutlichen Verlust.

Bei der Besprechung des Tunings stellte sich heraus, daß Reiner es wirklich wissen wollte. Unten etwas mehr, satter Druck in der Mitte und mindestens 110 PS Spitzenleistung waren die Vorgaben. Für ein solches Ergebnis mußt du schon etwas tiefer in die Trickkiste und auch in die Tasche greifen. Das Budget war aber hoch genug, unter anderem drei Millimeter größere Kolben einzubauen. Weil die MT nikasilbeschichtete Alu-Laufbuchsen hat, ist das Aufbohren und Neubeschichten eine recht aufwendige und teure Angelegenheit. Andererseits erwartete ich durch die Vergrößerung des Hubraums von 1670 auf 1810 Kubikzentimeter eine sichere Steigerung des Drehmoments um 10 bis 15 Newtonmeter über das gesamte Drehzahlband. Zusätzlich erhöhte sich die Verdichtung auf 10,25 zu 1. In Anbetracht des Serienwerts von 8,4 zu 1 schon ein gewaltiger Sprung, aber im Vergleich zu ähnlichen Motoren immer noch im zivilen Bereich. Mit 95 Oktan Superbenzin sollte das kein Problem sein.

Obwohl die Akrapovic Tüten bei der Eingangsmessung ein durchwachsenes Ergebnis abgeliefert hatten, traute ich von ihnen zusammen mit den Tuningmaßnahmen und dem passenden Mapping noch einiges zu. Eine Bearbeitung der Kanäle und Brennräume gehört zum Standardprogramm und hilft vor allem in der oberen Drehzahlhälfte.. Das Nockenprofil, das wir an Bernds MT verwendet hatten, war eindeutig zu heftig für unsere Zwecke und wir würden diesmal etwas weniger scharf rangehen müssen, um den Verlust bei niedrigen Drehzahlen möglichst gering zu halten. Außerdem wollten wir ihr das Einatmen erleichtern und zu guter Letzt durfte der Powercommander für die Gemischabstimmung nicht fehlen. Soweit die Planung im Groben.

Der Ausbau des Motors war wieder eine ziemliche Ochserei mit Wagenheber, Holzklötzen und einigen Flüchen. Es hat aber schon nicht mehr so wehgetan wie beim ersten Mal. Kolben und Zylinder gingen an den bewährten Herrn Brinkmann nach Visbek, der sich um das Aufbohren und die Beschichtung kümmerte.
Yamaha MT01
Die großen Kolben mit dem hohen Dom, der die Verdichtung deutlich erhöht.
Die Nockenwellen bekam Herrn Körner in Bochum. Weil es keine Meisternocken für mein Wunschprofil gab, legte er eine Nachtschicht ein, um die passende Kurve zu konstruieren (Was würde ich bloß ohne dich machen, mein Rainer). Durch den vergrößerten Ventilhub hatten wir eine etwas höhere Ventilbeschleunigung, die sich aber durch die Verwendung der inneren Ventilfedern aus einer Yamaha XS 400 ausgleichen ließ.
Yamaha MT01
Die Hydrostößel erfordern eine spezielle Nockenform. Dadurch gestaltete sich die Suche nach einem passenden Profil schwierig
Bei der Kopfbearbeitung habe ich die Kanäle nicht erweitert, sondern nur ein paar Radien umgeformt, Kanten geglättet und die Ventilsitze ganz nach außen gesetzt. Nachdem alle Teile wieder eingetroffen waren, machten wir uns an den Zusammenbau.

Dabei kam eine selten ausgeübte Mechanikerdisziplin zu Ehren: ...
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