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Motortuning Triumph Thruxton 900 - Motor, Nockenwelle, Vergaser, Auspuff |
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Jetzt wieder zum Tuning:
Nach dem Öffnen des Ventildeckels fanden wir einen interessant
aufgebauten Ventiltrieb. Die kurze Steuerkette und die Zahnräder ermöglichen
exakte Steuerzeiten und vereinfachen die Wartung. Aber dann fielen mir auch
schon die Nockenwellen mit den verpressten Rädern ins Auge. Der übliche
Weg zur Anpassung der Steuerzeiten, nämlich das Fräsen von Langlöchern
in die Kettenräder, war dadurch verbaut. Ein Herz für Tuner hatten die
Konstrukteure offensichtlich nicht.
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Sauberer, robuster
Maschinenbau |
 | Die
Nockenwellen kamen sofort raus und gingen an Herrn Körner von der Firma
Campro zum Nachbauen, denn mit dem schlappen Serienprofil, vor allem der Auslaßnockenwelle,
war allein durch Umschleifen nicht viel zu holen. Für ein Profil nach
unseren Vorstellungen brauchten wir eine Neuanfertigung. Dafür mußten
wir allerdings 2 Wochen Wartezeit einplanen. Durch den Bau komplett neuer
Nockenwellen eröffneten sich außerdem mehrere Möglichkeiten, die
Wellen einstellbar zu machen. Zum einen könnten wir den Zahnradflansch und
das Zahnrad statt der Presspassung mit einer Verzahnung versehen, die eine
andere Teilung als der äußere Kranz hat. Aber auch die übliche
lose Passung mit einer Verschraubung und Langlöchern war denkbar.
Nachdem
wir mehrere Lösungsmöglichkeiten durchgespielt und wieder verworfen
hatten, weil sie entweder zu aufwendig waren oder aus Platzgründen
scheiterten, einigten wir uns auf Herrn Körners Vorschlag. Eine Übergangspassung
mit einer stabilen Verstiftung, die sich über einen Lochkreis in
verschiedenen Positionen einsetzen ließ.
Danach habe ich mich an
den Zylinderkopf gesetzt. Die Schäfte der Einlaßventile hatten im
Bereich der Führung einen größeren Durchmesser, als in dem Teil,
der in den Kanal stand. Das war schonmal sportlich.
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Hier ist der verjüngte
Ventilschaft gut zu erkennen |
 | Weniger
gut gefielen mir die Einlaßkanäle. Die Bohrung für die Ventilführung
verursachte ein geradezu monströses Loch in der Kanalwand und dazu gab es
noch einen gewaltigen Absatz kurz vor dem Ventilsitz.
Ich
war überrascht. In diesem Motor gab es einige schöne, aufwendige
Detaillösungen und dann das. Nachdem ich auf alles gefasst war, präsentierte
sich der Auslaßkanal in erfreulich guter Verfassung. Hier glättete
ich nur ein paar Kanten und das wars. Der Kopf ging danach zum Planen. Mit 0,65
Millimetern Abnahme stieg die Verdichtung auf genau 10 zu 1. Ein Wert den der
Motor mit 95 Oktan ohne Probleme wegstecken sollte.
Als das Paket mit
den Shark-Tüten eintraf, habe ich es sofort ausgepackt und mir den Inhalt
angesehen. Fast schon zierlich, ziemlich schwer, eine klassisch konische Form
und ordentlich verarbeitet. Als ich aber die dB-Eater sah, staunte ich
allerdings wieder. Sowas von dichtgemacht - da hätte man stattdessen auch
Korken reinschlagen können. Von den Teilen wollte ich mir die Kurve
eigentlich nicht versauen lassen. Das hatte ein freundlicher Mensch beim
Hersteller wohl schon vorausgesehen und nach dem Lösen einer unverschweißten
Schraube ließen sich die Eater mühelos entfernen. Danach war freie
Sicht auf Helgoland. Da war mir dann legal ausnahmsweise mal scheißegal.
Ich habe bei LSL angerufen und wir einigten uns auf eine Abstimmung mit offenen
Tüten. Die Thruxton sollte ja demnächst auf dem Track eingesetzt
werden und darum ging es jetzt erstmal.
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Der Shark-Topf. Oben
der dB Eater |
 | Als
Nächstes schaute ich mir die Vergaser an. Keihin CVKs. Nichts besonderes,
aber perfekte japanische Massenware auf dem aktuellen Stand der Technik. Die
Schieber waren flach, die Drosselklappen dünn und ihre Halterung schmal. Da
gab es nicht mehr viel zu tun, außer schonmal die Nadeln etwas höher
zu hängen. Die 126er Hauptdüsen könnten sich später
eventuell als zu klein erweisen, aber ich hoffte, daß sie bei den ersten
Messungen schon einigermaßen funktionieren würden.
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Flache Schieber,
glatte Wände und ein Drosselklappensensor |
 | Nachdem
das erledigt war, haben wir die Thruxton, soweit es ging, zusammengesteckt und
auf die Nockenwellen gewartet. Wenn alles nach Plan laufen würde, könnten
wir sie eine Woche später, an einem Dienstag einbauen. Dann wäre ein
langer Arbeitstag angesagt, denn schon am Mittwoch sollte das Motorrad abgeholt
werden.
Zwischendurch war eine Mail von Herrn Körner gekommen, in
deren Anhang sich mehrere Vorschläge für das neue Nockenprofil
befanden. Ursprünglich wollte ich bei 10 mm Hub auf 245 Grad gehen, aber
irgendwie ist das wie Einkaufen mit leerem Magen. Du siehst Tabellen vor dir,
die teilweise weit über das Geplante hinausgehen und du wirst gierig. Dann
fängst du an zu überlegen, was gerade noch möglich wäre, und
auf einmal stehst du mit 253 Grad und 10,5 mm Hub an der Kasse. Selbst ein
solches Profil bedeutet aber nicht unbedingt, daß der Motor jetzt nur noch
obenrum geht. Mit einer gelungenen Einstellung und den richtigen Komponenten könnte
auch die Mitte besser werden. Und wir wollen ja nicht vergessen, daß wir
es hier mit einem Motorrad in der glorreichen Tradition der Cafe-Racer zu tun
hatten.
Die Nockenwellen kamen per Express schon am Sonnabend Morgen.
Ich hatte also unerwartet drei Tage mehr Zeit als geplant. Das war schonmal sehr
schön. Wie bitter nötig es aber war, sollte sich schon bald
herausstellen.
Vorher noch ein paar Sätze zum Einstellen der Steuerzeiten bei der
Thruxton: Die Serieneinstellung ist einfach. Dafür gibt es die Markierungen
auf den Zahnrädern und der Kurbelwelle. Draufstecken, Lagerböcke
festziehen und fertig. Wenn du andere Werte einstellen willst, ist das aber auch
möglich, ohne die Zahnräder von den Nockenwellen abzudrücken und
neu zu verpressen. Durch die unterschiedlichen Teilungen der Zahn- und Kettenräder
bewirkt ein Versatz um einen Zahn am Kettenrad unten (30 Zähne) eine
Verstellung von 12 Grad, am Kettenrad oben (40 Zähne) 9 Grad und am Zahnrad
der Nockenwelle (48 Zähne) 15 Grad. Durch entsprechendes Vor- oder Zurückversetzen
hast du so die Möglichkeit, jeden gewünschten Wert mit einem Grad
Genauigkeit hinzubekommen. Wenn du z.B. die Öffnung der Nockenwellen 6 Grad
früher haben möchtest, versetzt du dafür die Zahnräder der
Nockenwellen um einen Zahn nach vorne (+15) und die Kette auf dem oberen Ritzel
um einen Zahn zurück (-9). Stattdessen ginge natürlich auch
Nockenwelle zwei Zähne vor und unteres Kettenrad zwei Zähne zurück
- und so weiter. Nur die Spreizung läßt sich damit leider nicht
verschieben, aber wir hatten mit unseren Nockenwellen ja zusätzlich die Möglichkeit,
mit der Verstiftung zu arbeiten. Soviel zur Theorie.
Jetzt sind wir wieder an einem verregneten Sonnabend Vormittag in der
Werkstatt und das Verhängnis nimmt seinen Lauf. Nachdem ich die
Nockenwellen eingebaut hatte, stellte ich auf die eben beschriebene Weise die
Lobe Center auf 105 Grad. Ich war schon fast fertig, als mir beim Drehen der
Kurbelwelle ein merkwürdiges Geräusch auffiel. Und dann sah ich es
auch: Bei ca. drei Millimeter Ventilhub kippten die Shims in den Tassenstößeln.
Nur ein kleines bißchen, aber sie kippten. Das ist absolut tödlich,
weil sie spätestens bei hohen Drehzahlen aus den Tassen springen und im
Motor ein Blutbad anrichten würden. Ich nahm mir nochmal die Tabelle mit
den Daten des Nockenprofils vor und fand eine Steigung, die in diesem Bereich
etwas größer als die der Seriennocke war. Das neue Profil erreichte
zwar nur vier Grad früher die drei Millimeter Hub, aber das war schon
genug, um auf den relativ kleinen Tassen der Thruxton das entscheidende bißchen
zu weit nach außen zu wandern. Ein dämlichen Fehler - vor allem, wenn
dir auch noch die Zeit wegläuft. Nach mehreren vergeblichen Versuchen,
mir in den Hintern zu beißen, habe ich mich für den Rest des
Wochenendes in ein künstliche Koma versetzen lassen. Montag morgen kamen
die Nockenwellen auf den Beifahrersitz und wir machten uns auf den Weg zu
Campro. Die Firma sitzt im schönen Bochum und für einen alten Mann aus
Norddeutschland ist die Fahrt dorthin ein Horrortrip. Kurz hinter Osnabrück
geht es los. Du bist noch garnicht richtig auf der einen Autobahn, da mußt
du schon wieder auf die nächste runterfahren. Und das hört dann nicht
mehr auf. Ohne Navi hast du gar keine Chance. Und selbst dieses technische
Wunderwerk war ab und zu überfordert. Vier Stunden, zwei Staus, gefühlte
20 Baustellen und eine Stadtrundfahrt später hatte ich es dann aber doch
geschafft. Herr Körner war schon vorgewarnt und wir fanden als Alternative
ein ähnliches Profil, das mit 249 Grad immer noch ausreichend scharf war,
im kritischen Bereich aber eine weniger starke Steigung aufwies. Eigentlich hätte
ich die Nockenwellen ein paar Stunden später wieder mitnehmen können.
Leider mußten sie noch zum Härten und bis Mittwoch wollte ich dann
doch nicht bleiben Zurück in der heimischen Werkstatt haben wir wieder
alles soweit wie möglich vorbereitet. Die Lobe Center sollten auch mit den
umgeschliffenen Nocken auf 105 Grad bleiben. Ein guter Wert, wenn du nur einen
Schuß aus der Hüfte hast, denn allzuviel kannst du damit nicht
falsch machen.
Drei Stunden vor dem Abholtermin der Thruxton kam der
Paketbote mit den Nockenwellen. Wir haben sie eingebaut, die restlichen Teile
drangeschraubt und nach einer kurzen Warmfahrt ging es auf den Prüfstand.
Das Ergebnis:
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Serie grün /
Tuning mit dB-Eater blau / ohne dB-Eater rot |
 | Für
die erste Einstellung konnte man eigentlich schon nicht meckern. Die Kurve lag
trotz der scharfen Nockenwelle auch bei niedrigen Drehzahlen über der
Serienkurve. Im oberen Drittel packte sie dann nochmal richtig drauf. Trotzdem
war ich nicht zufrieden. Das Standgas war instabil und die Gasannahme bis 3000
etwas träge. Die Sharks lieferten offen zwar eine schon bei niedrigen
Drehzahlen schöne Kurve ab, waren aber wirklich dreckslaut. Mit Eatern gab
es erst ab 5000 eine ordentliche Mehrleistung.... und schon rollte der
LSL-Transporter auf den Hof. Da stand ich nun mit meinem angenähten Hals.
Weiß noch jemand, was ein Coitus interruptus ist? Es ging mir aber wieder
etwas besser, als wir vereinbarten, nach dem Rennen in Ruhe eine genaue
Abstimmung zu machen.
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