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Viertakt Tuning |
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Alles über Tuning von Viertakt-Motoren!
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Ulf Penner |
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Kurzbiografie
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The Dark Side of the Tresen |
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Inspektion Honda CX 500 C |
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Es trug sich eines Tages zu, daß
ich als Mechaniker in einer Honda-Vertretung arbeitete und eine blitzeblanke CX
500 C zur großen Inspektion bekam.
Nun wurde die CX auch
damals schon lange nicht mehr gebaut und entsprechend selten erschien noch ein
Exemplar in einer Vertragswerkstatt. Meistens handelte es dann um verschleppte
Notfälle, an denen sich vorher die geballte Kompetenz des Besitzers und der
versammelten Nachbar- und Verwandtschaft versucht hatte. In der Regel mit dem
Ergebnis, daß die Fehlersuche extrem schwierig wurde, weil der Bock jetzt
zusätzlich zum Ursprungsproblem Fehler aufwies, die jegliche
Vorstellungskraft aufs Äußerste strapazierten.
Der Besitzer
dieser CX hatte sie aber ganz offensichtlich liebevoll gepflegt, sie lief
ordentlich und jetzt wollte er ihr wohl mal etwas Gutes gönnen. Also machte
ich mich an die Arbeit und gab mir besonders viel Mühe, weil ich eine
solche Hingabe an Alteisen durchaus zu schätzen weiß. Ich zog das
volle Programm durch, stellte das Ventilspiel solange ein, bis sich die Fühlerlehre
perfekt saugend unter dem Kipphebel durchziehen ließ, machte nach dem
Synchronisieren der Vergaser nochmal eine Gegenmessung mit vertauschten Uhren
und ließ keine einzige Schraube unberührt, die auch nur im
Entferntesten für die Sicherheit relevant sein könnte. Vielleicht war
ich etwas übermotiviert. Auf der anschließenden Probefahrt lief sie
jedenfalls wie ein Uhrwerk. Ich stellte sie wieder nach vorne und brachte den
Inspektionszettel ins Büro.
Ein paar Stunden später kam mein
Chef in die Werkstatt und fragte mich, was ich mit der CX von heute Vormittag
angestellt hätte. Der Kunde hatte sie inzwischen abgeholt und war ungefähr
zehn Kilometer weit gekommen, bevor der Motor den Geist aufgab. Daraufhin hatte
er äußerst erbost angerufen. Erst nach einer längeren Tirade über
schlampige, überteuerte Vertragshändler hatte er das Problem
geschildert und auf sofortiger Satisfaktion bestanden. Also wurde unverzüglich
der Knecht mit dem Transporter losgeschickt, die CX samt Besitzer einzusammeln
und ich hatte Zeit, mir Gedanken zu machen. Alle Missetaten meiner
Schrauberkarriere und sämtliche denkbaren Möglichkeiten liefen vor
meinem geistigen Auge ab. Bald war ich mir sicher, daß ich den Ölfilter
verkehrt herum eingebaut hatte - oder waren es doch die falschen Kerzen? Und
irgendwann fiel es mir wieder ein: Ich hatte die Kontermuttern der
Ventileinstellschrauben nicht richtig festgezogen.
Wenig später
rollte der Transporter auf den Hof. Während man im Verkaufsraum mit nur mäßigem
Erfolg versuchte, den Kunden mit verständnisvollen Worten und frischer
Erdbeertorte (die eigentlich dem TÜV-Prüfer vorbehalten war) zu
beruhigen, kam die waidwunde Güllepumpe auf die Bühne. Neben mir der
Chef. Ich tippte vorsichtig auf den Anlasserknopf. Noch war nichts Verdächtiges
zu hören. Ich wurde etwas mutiger und ließ den Motor länger
durchdrehen. Immer noch nichts zu hören, aber er sprang auch nicht an. Ich
war mir nicht ganz sicher, aber ich hatte den Eindruck, daß die
Kompression sehr niedrig war. Eine Einstellschraube hatte sich gelöst, das
Ventilspiel war zu groß geworden, der Kipphebel hatte solange wild auf dem
Ventil rumgehämmert, bis der Ventilteller abgerissen war und nicht nur den
Brennraum zerdengelt , sondern gleich auch noch dem Kolben den Rest gegeben
hatte.
Und während ich dieses Gemetzel vor Augen hatte, fiel mein
Blick auf den Benzinhahn. Der stand auf ON. Langsam ging meine rechte Hand nach
vorne und schaltete auf Reserve. Ein plötzliches, großartiges Gefühl
der Hoffnung gab mir die Kraft, 20 lange Sekunden zu warten, bevor ich wieder
auf den Knopf drückte. Mit dem ersten Kompressionstakt sprang der Motor an
und lief sofort so wunderbar rund, daß mir ganz warm ums Herz wurde.
Ich
weiß es leider nicht mehr genau, aber ich hoffe, daß sie dem Typen
die Erdbeertorte weggenommen haben.
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